Das eigene Arbeitszimmer als Betriebsausgabe absetzen? Wir zeigen dir, was es zu beachten gibt! 


Steuerschulden?
Ja, mit dem Finanzamt lässt sich reden!

14.10.2022

Viele unserer Anrufer*innen wenden sich an uns, weil sie Steuerschulden beim Finanzamt haben und sich in einer finanziell schwierigen Situation befinden. In der Regel kann es dann schnell ungemütlich werden.

In diesem Beitrag liest du, welche häufigen Gründe es für Steuerschulden gibt, wie diese vermieden werden können, welche Schritte das Finanzamt bei Steuerschulden einleitet und welche Möglichkeiten der Verhandlung es gibt.

Welche Gründe für Steuerschulden gibt es?

Folgend stellen wir dir die sechs häufigsten Gründe für Steuerschulden vor:

  1. Vorauszahlungen wurden nicht fristgemäß getätigt
  2. Umsätze waren doch höher als ursprünglich angegeben und es kommt zu hohen Nachzahlungen
  3. Termin zu Abgabe der Steuererklärung verpasst bzw. Verzug bei der Abgabe der Steuererklärung
  4. Rechtskräftige Steuer-Schätzung seitens des Finanzamtes durch nicht erfolgten Widerspruch
  5. Keine Bildung von Steuerrücklagen bzw. Verwendung als Liquiditätsreserve
  6. Nachzahlungen als Folge einer Betriebsprüfung

Bei allen genannten Gründen besteht das Problem darin, dass neben den laufenden Steuerzahlungen die Steuerschulden zu bewältigen sind. Das kann die Liquidität ganz schön in Probleme bringen, hauptsächlich bei schwankenden Umsätzen.

Wie können Steuerschulden vermieden werden?

Folgend listen wir die wichtigsten Punkte auf, wie du Schulden beim Finanzamt vermeiden kannst:

  • Die wichtigste präventive Maßnahme besteht darin, ausreichend Steuerrücklagen zu bilden. Als Daumenregel gilt: 25-35 % des monatlichen Ertrags, parke das Geld am besten auf einem Extra-Konto.
  • Halte dich an sämtliche Termine zur Abgabe von Erklärungen und Fristen für Zahlungen. Melde dich beim Finanzamt, wenn du absehen kannst, dass Fristen nicht eingehalten werden können. Es besteht die Möglichkeit einer Fristverlängerung.
  • Plane deine Umsätze anhand einer regelmäßigen Liquiditätsplanung. Unser Excel-Tool "Liquiditätsplanung"  hilft dir dabei und errechnet die zu zahlende Umsatzsteuer für dich.
  • Kündige beim Finanzamt an, wenn die Umsätze niedriger oder höher ausfallen und beantrage eine Anpassung der Vorauszahlungen.
  • Gegenüber dem Finanzamt solltest du stets sichergehen, dass deine Anaben nach bestem Gewissen richtig und vollständig sind. Bist du dir unsicher, frage lieber einmal mehr nach. Falsche Angaben können langfristig zu Problemen führen.

Was passiert wenn man Steuerschulden hat?

Deine finanzelle Situation ist schwierig, du befindest dich in einer Notlage und fragst dich, welche Schritte das Finanzamt bei Steuerschulden und nicht eingehaltenen Pflichten einleiten kann?

Die Reaktionsmöglichkeiten für das Finanzamt sind nach Stufen aufgebaut (dies muss nicht zwangsläufig in der dargestellten Reihenfolge geschehen):

Stufe 1: Mahnung per Post

Stufe 2: Besuch durch einen Vollziehungsbeamten

Stufe 3: Abgabe einer eidesstattlichen Versicherung oder Offenbarungseid bzw. die Abgabe einer Vermögensauskunft. Der/die Gläubiger*in kann die Abnahme der eidesstattlichen Versicherung bzw. die Abnahme der Vermögensauskunft verlangen, um eine umfassene Kenntnis über deine Einkommens- und Vermögensverhältnisse zu bekommen)

Stufe 4: Pfändung von Gegenständen (hierzu benötigt der/die Gläubiger*in eine titulierte Forderung als Legitimation, um die Zwangsvollstreckungsmaßenahmen gegen dich durchzuführen)

Stufe 5: Kontopfändung

Stufe 6: Androhung einer Gewerbeuntersagung

Stufe 7: Gewerbeuntersagungsbescheid

Stufe 8: Drittschuldnererklärung

Stufe 9: Fremdinsolvenz

Die Frage ist nun: Was tun? Kann man denn überhaupt mit dem Finanzamt reden? Unsere Antwort lautet: Ja! Es gibt ein paar Regeln, auf die du achten solltest, wenn du in Kommunikation mit dem Finanzamt trittst. Fünf davon geben wir dir hier direkt an die Hand.

Was tun im Umgang mit dem Finanzamt bei Steuerschulden: 5 Tipps

  1. Trete umgehend mit dem Finanzamt in Verbindung. Suche dazu den persönlichen Kontakt mit deinem/deiner Ansprechpartner*in im Finanzamt. Warte nicht zu lange, das wird negativ ausgelegt. Zudem spielt bei der Festlegung von Ordnungsgeldern eine Rolle, wie es um die Bereitschaft zur Zusammenarbeit bestellt war.
  2. Unterbreite einen realistischen (!) Vorschlag für eine Stundung. Denn das Problem verschärft sich, wenn du schon nach zwei Monaten die vereinbarten Raten nicht mehr zahlen kannst. Als Faustregel gilt: Am besten funktioniert eine Anzahlung einer größeren Summe. Der Rest kann dann in Raten gezahlt werden. In der Regel darf es nicht länger als 6 Monate dauern, bis alle Schulden beglichen sind.
  3. Versuche Absprachen schriftlich festzuhalten wegen möglicher Wechsel der Ansprechpartner*innen.
  4. Hole dir fachliche Unterstützung vom Steuerberater*innen.
  5. Spiele mit offenen Karten, so ist die Wahrscheinlichkeit, sich mit dem Fiskus zu einigen, am größten.

 

Problemen mit dem Finanzamt: Wer hilft?

Konnten deine Fragen vom Servicezentrum des Finanzamts oder deinem/deiner Sachbearbeiter*in nicht beantwortet werden und du hast du trotz der obigen Tipps immer noch Probleme mit dem Finanzamt? Dann empfiehlt sich professionelle Hilfe. 

Wenn es rein um die Erstellung einer Steuererklärung geht, ist es sinnvoll, einen/eine Steuerberater*in zurate zu ziehen. Alternativ kannst du dich auch an einen Lohnsteuerhilfeverein wenden - das ist zwar deutlich günstiger, die Nutzung des Angebots unterliegt allerdings gewissen Einschränkungen. Wenn allerdings rechtliche Probleme mit dem Finanzamt aufkommen, solltest du dich an einen auf Steuerrecht spezialisierten Anwalt wenden. 

Fazit

Schulden beim Finanzamt sind eine ernste, aber nicht unlösbare Angelegenheit. Die gute Nachricht: Mit dem Finanzamt lässt sich reden und verhandeln. Grundsätzlich gilt aber zuallererst sicherzustellen, dass du alles unternommen hast, um Steuerschulden zu vermeiden. Dazu gehört eine stets ausreichende Rücklage, die Einhaltung von Fristen oder eine pünktlich angeforderte Fristverlängerung, eine regelmäßige Liquiditätsplanung sowie eine gegebenenfalls notwendige Anpassung der Vorauszahlungen. Kommt es dennoch zu unbezahlbaren Steuerschulden,  lohnt sich die ehrliche Kommunikation mit dem Finanzamt. Zeigst du dabei deine Bereitschaft für eine Zusammenarbeit, machst realistische Stundungsvorschläge und hast fachliche Unterstützung von einem/einer Steuerberater*in ist eine Einigung mit dem Finanzamt wahrscheinlich. 

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