Das eigene Arbeitszimmer als Betriebsausgabe absetzen? Wir zeigen dir, was es zu beachten gibt!
Nach erfolgreicher Existenzgründung läuft dein Tagesgeschäft gut. Die Nachfrage nach deinen Produkten oder Dienstleistungen steigt an und du musst sogar Aufträge ablehnen, weil du nicht genügend Kapazitäten für deren Bearbeitung hast. Jetzt ist es Zeit für Wachstum. Möchtest du mehr Aufträge annehmen und deinen Umsatz steigern, muss dein Unternehmen leistungsfähiger werden – beispielsweise durch das Einstellen neuer Mitarbeiter*innen, den Ausbau deines Vertriebsnetzes oder das Anschaffen von neuen Maschinen, um deine Produktionskapazitäten zu erhöhen. All dies muss finanziert werden – doch was, wenn nicht genügend Eigenkapital für die Expansion verfügbar ist? Möchtest du mit deinem Unternehmen wachsen, ist die Nutzung von Fremdkapital oft unverzichtbar. Du brauchst eine Wachstumsfinanzierung.
In diesem Artikel verraten wir dir, wann und vor allem warum Wachstumsfinanzierung für dich relevant ist, welche Arten der Finanzierung für wen geeignet sind und welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen.
Hör dir dazu auch gerne unsere KriseChance-Podcastfolge an. Darin sprechen Marco und Frederic aus dem FIRMENHILFE-Team über die wichtigsten Fragen rund ums Thema Fördermittel-Einsatz und finanzielle Hilfen für die Weiterentwicklung deines Businesses:
Mit einer Wachstumsfinanzierung beschaffen sich kleine und mittelständische Unternehmen, die bereits am Markt vertreten sind, Wachstumskapital für die Umsetzung interner oder externer Expansionsvorhaben. Dieses Wachstumskapital kann nur selten aus eigenen Geldmitteln finanziert werden – Fremdkapital ist erforderlich.
Du hast bestimmt eine klare Vorstellung davon, was du mit deiner Geschäftstätigkeit erreichen möchtest. Ist es dein Ziel, lediglich so viel Gewinn zu machen, dass dein Lebensunterhalt gesichert ist und du ein gutes Leben führen kannst? Dann ist Wachstum sicherlich nicht das wichtigste Thema für dich. Hast du aber ein skalierbares Geschäftsmodell gewählt, stehen bei dir bereits seit der Gründung alle Zeichen auf Wachstum. Aber wann ist es Zeit für eine Wachstumsfinanzierung?
Startups und neu gegründete Unternehmen durchlaufen bestimmte Entwicklungsphasen, die jeweils durch besondere Aufgaben und Herausforderungen geprägt sind. Auch der Kapitalbedarf und die infrage kommenden Finanzierungsmöglichkeiten unterscheiden sich von Phase zu Phase. Während der Gründung dreht sich alles um die erfolgreiche Positionierung und Vermarktung von Produkten oder Dienstleistungen am Markt und um die Generierung von genügend Umsatz, sodass die Betriebskosten gedeckt sind und erste Gewinne erzielt werden. Hast du den Break-even-Point erreicht, bewegst du dich in der Gewinnzone. Der Break-even ist auch der Übergang von der Frühphase während der Gründung in die Expansionsphase. Diese Phase ist abermals in die Second-Stage-Phase (Weiterentwicklung und Skalierung deines Unternehmens) und die Third-Stage-Phase (Differenzierung von deinen Wettbewerbern) unterteilt. Besonders die Second-Stage-Phase zeichnet sich durch einen erhöhten Bedarf an Wachstumskapital aus.
Die gesamte Expansionsphase entscheidet über die langfristige Etablierung deines Unternehmens auf dem Markt. Bei Investor*innen ist es besonders gerne gesehen, wenn diese Phase von schnellem Wachstum geprägt ist. Dafür wird in der Regel viel Kapital benötigt. Da sich das Geschäftsmodell deines Unternehmens aber bereits am Markt bewährt hat, ist das Risiko von hohen Investitionen geringer als während der Gründungsphase.
Es gibt verschiedene Gründe, warum du zusätzliches Fremdkapital brauchst, um deine Wachstumsvorhaben umzusetzen. Dabei ist besonders die von dir gewählte Wachstumsstrategie relevant. Der Wirtschaftswissenschaftler Harry Igor Ansoff definiert in seiner Produkt-Markt-Matrix vier auf Wachstum fokussierte Unternehmensstrategien, die sich durch eine unterschiedliche Kombination von Produkten und Märkten auszeichnen:
Zur Umsetzung dieser Wachstumsstrategien sind unterschiedliche Maßnahmen nötig, die wiederum mit Investitionen verbunden sind. Im Folgenden haben wir für dich einige dieser Maßnahmen zusammengestellt:
Als Wachstumsfinanzierung eignen sich unterschiedliche Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten:
Tipp: Du kommst aus Hamburg und suchst eine Möglichkeit zur Wachstumsfinanzierung? Dann schau dir das Förderprogramm Hamburg-Kredit Wachstum an. Mit einem Darlehn bis 750.000 Euro werden hier kleine und mittelgroße Unternehmen (KMU) und freiberuflich Tätige zu günstigen Konditionen gefördert. Den Antrag dafür stellt du einfach über deine Hausbank.
Damit du abschätzen kannst, wie viel Wachstumskapital du benötigst, solltest du dir überlegen, was für dein Wachstum alles nötig ist. Dein Bauchgefühl reicht nicht aus, um überzeugend darzustellen, dass dein Geschäftsmodell skalierbar ist. Um Kapitalgeber zu überzeugen, musst du dein Wachstumsvorhaben realistisch mit Zahlen, Daten und Fakten belegen können. Benötigst du als Selbstständige*r einen Kredit, musst du Banken überzeugen, dass du fähig bist, den Kredit nach dem vereinbarten Zeitraum wieder zurückzuzahlen. Hast du bereits in deinem Businessplan die Wachstumsmöglichkeiten deines Geschäftsmodells dargelegt, kannst du diese Zahlen für deine Argumentation nutzen.
Zusätzlich erstellen Banken Ratings, welche die wirtschaftliche Situation und Entwicklung von Unternehmen sowie die Arbeit des Managements bewerten. Es werden sowohl Marktposition und Branchenentwicklung als auch Perspektiven für die Zukunft beurteilt. Die notwendigen Informationen für die Erstellung dieser Ratings stammen aus Jahresabschlüssen wie Bilanzen der letzten Jahre oder Einnahmenüberschussrechnungen sowie aus den letzten betriebswirtschaftlichen Auswertungen (BWA). Sorge daher dafür, dass du diese Unterlagen vollständig, unaufgefordert und rechtzeitig abgibst. Halte dich immer an Vereinbarungen und führe dein Konto entsprechend.
Mit dem neuen Wachstumschancengesetz 2024 treten einige steuerliche Erleichterungen in Kraft, die speziell auf die Bedürfnisse von Selbstständigen zugeschnitten sind. Hier sind die Kernpunkte dieser Neuerungen:
Degressive Abschreibung: Vom 1. April bis zum 31. Dezember 2024 können Unternehmer*innen bewegliche Wirtschaftsgüter wie Werkzeuge oder Laptops beschleunigt abschreiben. Trotz dieser Änderung bleibt die Sofortabschreibungsgrenze für geringwertige Wirtschaftsgüter unverändert bei 800 EUR.
Erhöhte Sonderabschreibungen: Es ist nun möglich, eine Sonderabschreibung von 40 Prozent auf bewegliche Wirtschaftsgüter vorzunehmen, eine Steigerung gegenüber den bisherigen 20 Prozent. Diese kann zusätzlich zur degressiven Abschreibung angewendet werden, was im ersten Jahr eine Abschreibung von bis zu 60 Prozent ermöglicht.
Kleinunternehmerregelung: Ab 2024 ist es für Kleinunternehmer*innen nicht mehr erforderlich, eine Umsatzsteuerjahreserklärung zu verfassen.
Anhebung der Umsatzsteuerschwellen: Der Grenzwert für die Befreiung von der Umsatzsteuervoranmeldung wird von 1000 EUR auf 2000 EUR angehoben. Unternehmen unterhalb dieser Grenze müssen nur noch eine Umsatzsteuerjahreserklärung zusammen mit der jährlichen Steuererklärung einreichen.
Vereinfachung der Einnahmen-Überschussrechnung (EÜR): Unternehmen, die einen Umsatz von bis zu 800.000 EUR bzw. einen Gewinn von bis zu 80.000 EUR erzielen, können weiterhin die vereinfachte EÜR anwenden. Dies stellt eine Erhöhung der bisherigen Grenzen dar und ermöglicht es mehr Selbstständigen, von dieser Methode zu profitieren.
Erweiterter Verlustvortrag: Die Grenzen für den vollständigen Verlustvortrag sind jetzt auf 1 Million EUR für Ledige und 2 Millionen EUR für Verheiratete festgesetzt. Verluste, die diese Grenzen überschreiten, können nun bis zu 70 Prozent gegen zukünftige Gewinne verrechnet werden, eine Steigerung gegenüber den bisherigen 60 Prozent.
Diese Änderungen bieten zusätzliche finanzielle Flexibilität und können eine entscheidende Rolle bei der Planung deiner Unternehmensexpansion spielen. Es ist ratsam, diese neuen Möglichkeiten in deine Wachstumsstrategien einzubeziehen, um das volle Potenzial deines Unternehmens auszuschöpfen.
Hast du dir schon während deiner Existenzgründung Gedanken über eine konkrete Wachstumsstrategie abseits des Break-even-Points gemacht, solltest du diese Überlegungen bereits in deinem Businessplan darlegen. So kannst du mit deinen potenziellen Kapitalgebern schon frühzeitig über später benötigtes Wachstumskapital und die passende Finanzierungsform reden. Wichtig ist, dass du deine Pläne nicht nur mit bloßen Ideen beschreibst, sondern auch eine klare Wachstumsstrategie definierst und diese mit Zahlen und Daten belegst. Das gilt auch, wenn es bei deinem Unternehmen richtig gut läuft und du kurzfristig auf weiteres Wachstum setzt. Die Ansoff-Matrix kann dir helfen, eine klare Wachstumsstrategie für dein Unternehmen festzulegen. Steht deine Strategie, plane deinen Finanzbedarf und überprüfe genau, am besten im Gespräch mit deiner Hausbank, welche Finanzierungsform sich für dein Unternehmen eignet.
Zusätzlich bieten die Neuerungen des Wachstumschancengesetzes 2024, insbesondere die verbesserten Abschreibungsmöglichkeiten und steuerlichen Entlastungen, eine hervorragende Grundlage, um finanzielle Ressourcen effizienter zu nutzen und dein Geschäftswachstum zu unterstützen. Diese steuerlichen Vorteile sind eine wertvolle Ergänzung zu deinen Wachstumsplänen und sollten in deinen finanziellen Überlegungen nicht außer Acht gelassen werden.