Das eigene Arbeitszimmer als Betriebsausgabe absetzen? Wir zeigen dir, was es zu beachten gibt!
Als Selbstständige*r musst du deinen finanziellen Pflichten nachkommen. Das ist gar nicht so einfach, da die meisten Selbständigen kein festes monatliches Einkommen haben. Umso wichtiger ist es also, sich bereits vor oder spätestens bei der Firmengründung mit dem Aufbau einer Reserve zu befassen. Wie du diese Liquiditätsreserve am besten aufbauen kannst und was du noch darüber wissen musst, erklären wir dir in diesem Artikel.
Starten wir mit einem Beispiel: Stell dir vor, du musst zum Ende des Monats die Gehälter deiner Mitarbeiter*innen auszahlen. Du hast in der Mitte des Monats einige Rechnungen geschrieben, hast jedoch deinen Kund*innen eine Zahlungsfrist von 30 Tagen gegeben. Deine Mitarbeiter*innen musst du allerdings auch bezahlen, auch wenn sich deine Kund*innen beim Bezahlen Zeit lassen. Um die Gehälter vorstrecken zu können, benötigst du also eine Liquiditätsreserve.
Das Wort Liquidität sagt dabei schon einiges aus, denn abgeleitet aus dem Lateinischen heißt es übersetzt so viel wie „flüssig“. Deine Reserven kannst du in verschiedenen Varianten anlegen, beispielsweise in Form von Bargeld oder Bankguthaben.
Damit dir nicht schon nach der Gründung deiner Firma die Insolvenz droht, musst du gerade zu Anfang darauf achten, dass du über genügend Reserven verfügst, um deine Zahlungsfähigkeit zu gewährleisten. In der Anfangszeit deiner Selbstständigkeit wird es immer Situationen geben, in denen du in Vorleistung gehen musst, weil sich deine Einzahlungen nicht mit deinen Auszahlungen decken. Du musst deine laufenden Kosten decken, hast aber die Einkünfte deiner ersten Aufträge verzögert auf dem Konto.
Bei der Bestimmung deiner Liquiditätsreserve solltest du zunächst ausrechnen, wie lange du deine monatlichen Fixkosten bezahlen kannst, ohne dass du weitere Einkünfte empfängst. Hier gilt die Faustregel: Deine Fixkosten solltest du mindestens 2 Monate tragen können. Verbraucherzentralen empfehlen Privatpersonen mindestens zwei bis drei Nettogehälter zur Verfügung zu haben - dasselbe gilt auch für selbstständige Unternehmer*innen.
Beachte bei der Berechnung immer, zu welchen Terminen du welche Ausgaben und Einkünfte hast. Termingenauigkeit ist an dieser Stelle besonders wichtig, da gestellte Rechnungen nicht sofort bezahlt werden und das Geld nicht direkt verfügbar ist. Anhand der Planung erkennst du, wo deine Reserven zum Einsatz kommen, entweder weil du in Vorleistung gehen musst oder weil deine Auszahlungen die Einzahlungen übersteigen. Mache dazu auch gerne unsere Schnellkurs zum Thema „Liquiditätsplanung“.
Tipp: Beachte bei der Berechnung, dass du deine monatlichen Fixkosten immer gegen das rechnen musst, was du auf dem Konto hast bzw. das, was du an sicheren Einkünften erwarten kannst. Mache dir bewusst, wie lange du deine Fixkosten bezahlen könntest, ohne neue Einkünfte zu beziehen.
Wie hoch deine Liquiditätsreserve ausfallen sollte, hängt vor allem von der Höhe deiner finanziellen Verpflichtungen ab. Hier gibt es große Unterschiede: Du hast deine Firma in deinen eigenen vier Wänden und bist Einzelunternehmer*in? Hier werden dir zwei bis drei Gehälter reichen. Doch wie verhält es sich, wenn du ein Unternehmen in einem großen Gebäude mit mehreren Angestellten führst? Du hast monatlich viel höhere Fixkosten, die du bedienen musst.
Für diesen Fall gibt es eine simple, grundlegende Formel: Du rechest die zu erwartenden Umsätze pro Jahr minus deiner anfallenden Fixkosten. Dieses Ergebnis teilst du durch zwölf.
Insbesondere als Selbstständige*r schwanken deine Einnahmen und deine monatlichen Einzahlungen. Dies ist ein weiterer Faktor, der sich auf die Höhe deiner Liquiditätsreserven auswirkt. Diese Schwankungen kannst du allerdings erst frühstens nach dem ersten Geschäftsjahr bestimmen.
Auch hier gibt es eine Formel, mit der du den Durchschnittswert deiner Schwankungen ausrechnen kannst. Dein monatliches Einkommen berechnest du, indem du dir die Einzahlungen der letzten zwölf Monate anschaust und diese durch zwölf teilst. Rechne dann gegen, wie hoch die Abweichungen jeden Monat im Vergleich zum Durchschnitt sind. Fasse die Abweichungen zusammen und teile diesen Wert wieder durch zwölf. Je höher der berechnete Wert ausfällt, desto höher sollte deine Liquiditätsreserve sein.
Um einer Insolvenz vorzubeugen, musst du dich schon früh mit deinen Liquiditätsreserven beschäftigen. Als Grundlage dafür gilt ein solider Finanz- und Rentabilitätsplan. Diese Grundlage ermöglicht es dir, deine Ein- und Ausgaben im Blick zu behalten. Das gibt dir Raum, den Aufbau deiner Liquiditätsreserve zu planen und mit deinem Finanzplan abzugleichen.
Zum Aufbau deiner Liquiditätsreserven solltest du folgende Punkte beachten:
Eigenkapital oder Fremdkapital
Deine Liquiditätsreserven kannst du mit eigenem Kapital oder mit einem Fremdkapital aufbauen. Grundsätzlich ist es immer gut, wenn du deine Liquiditätsreserve erst mal mit deinem Eigenkapital aufbauen kannst. Wenn das nicht ausreicht, solltest du dich nach Fremdfinanzierungen umsehen. Informiere dich über Investitionskredite bei der Bank oder - für den Fall, dass du deine Firma gerade erst gegründet hast - über öffentliche Fördergelder. Beachte, dass ein Fremdkapital immer deine privat erwirtschafteten Rücklagen schont.
Rechnungsstellung
Nach Leistungserbringung solltest du so schnell wie möglich Rechnungen an deine Kunden schreiben. Es kann einen großen Unterschied machen, ob du die Rechnung zur Mitte oder zum Ende des Monats stellst. Entscheidend ist ebenfalls die Zahlungsfrist. Je kürzer die Zahlungsfrist ausfällt, desto schneller wirst du bezahlt. Neben kürzeren Zahlungsfristen solltest du noch die Gewährung eines Skontos in Betracht ziehen. Ein Skonto bedeutet, dass deine Kunden weniger bezahlen müssten, wenn sie die Rechnung direkt begleichen. Allerdings ist diese Variante für dich relativ teuer. Darüber hinaus hast du die Option, deinen Kunden eine An-/Teilzahlung in Rechnung zu stellen.
Kostenreduzierung
Reduziere deine Kosten, wann immer es möglich ist. Besonders hohe Kosten verstecken sich zum Beispiel in der Miete deines Büros oder auch in den Kosten für deinen Fuhrpark. Aber auch die kleineren Ausgaben sind zu beachten, da sie in der Summe ebenfalls einen großen Faktor ausmachen. Dazu können private Ausgaben wie auch kleinere Posten deiner Firma zählen. Prüfe, ob du im Bereich Mobilfunk oder Büroausstattung Einsparungen vornehmen kannst. Wäge auch ab, ob du im privaten Abstriche machen kannst, um deine Privatentnahme zu senken.
Tipp: Manchmal musst du zwischen dem Aufbau einer Liquiditätsreserve und dem Anstieg der Rentabilität deiner Firma abwägen. Stelle dir immer die Frage: „Investiere ich Gewinne in Marketing, neue Produkte und Mitarbeiter - oder lege ich Geld zurück, um meine Reserve zu steigern?“ Gerade in den ersten Jahren nach der Firmengründung gilt: Liquiditätssicherung vor Rentabilität.
Sobald du deine Liquiditätsrücklagen aufgebaut hast, solltest du dir auf jeden Fall Gedanken darüber machen, wie du mit ihnen verfahren möchtest. Wichtige Steuerungswerkzeuge sind deine Liquiditäts- und Rentabilitätsplanung, die du bereits im Zuge deines Businessplans erstellt hast. Bargeld verliert mit der Zeit an Wert, genauso wie auch das Guthaben auf deinem Konto. Informiere dich deshalb über Alternativen, wie beispielsweise ein Tagesgeldkonto. Zwar sind bei dieser Option die Zinsen gering, das Geld steht dir allerdings sofort zur Verfügung, wenn du es benötigst. Eine weitere Option ist die Anlage in Aktien, Fonds oder ETFs. Bedenke jedoch, dass es sein kann, dass der Kurs bei Verkauf schlechter steht und du somit das Risiko in Kauf nehmen musst, Verluste zu machen. Das Wichtigste ist, dass dir dein Puffer schnell zur Verfügung steht und im besten Fall noch Zinsen erbringt, solange du ihn nicht benötigst.
Das waren, Beispiele wie du deine Rücklagen managen kannst. Doch was machst du, wenn du deine Reserven aufgebraucht hast und trotzdem Geld benötigst? Für diesen Fall gibt es den Kontokorrentkredit. Der Kontokorrentkredit ist ein Dispokredit für Unternehmen. Im Falle einer Beanspruchung fallen allerdings - genau wie bei einem privaten Dispokredit - hohe Zinssätze an, sodass diese Option keine dauerhafte Lösung sein kann. Für eine kurze Überbrückung ist es allerdings ein legitimes Mittel.
Für dich als Privatperson, aber auch als Unternehmer*in gilt es, immer über einen finanziellen Puffer zu verfügen. Dieser rettet dich nicht nur vor unvorhersehbaren Zahlungen, wie beispielsweise einer Steuernachzahlung, sondern auch vor kurzfristigen Umsatzeinbrüchen oder wenn du in einem Monat eine neue/einen neuen Mitarbeiter*in einstellst und höhere Ausgaben hast. Bereits zu Anfang deines unternehmerischen Daseins solltest du schon über Liquiditätsreserven verfügen oder diese zumindest gezielt aufbauen. Beachte dabei, dass du deine Fixkosten ungefähr 3-4 Monate decken können solltest, ohne das neue Zahlungen bei dir eingehen. Überlege dir vorher, wie du genau deine Reserven anlegen möchtest, du solltest allerdings immer einen schnellen Zugriff auf deine Rücklagen haben. Im besten Fall bringen dir diese sogar Zinsen. Sobald du das erreicht hast, kannst du dein Unternehmen absichern und entspannt in die Zukunft schauen. Falls du dennoch in finanzielle Schwierigkeiten gerätst und sich deine Reserven dem Ende zu neigen, können Banken kurzfristig aushelfen – vor allem solltest du aber schauen, dass du deine Kosten reduziert bekommst.