Das eigene Arbeitszimmer als Betriebsausgabe absetzen? Wir zeigen dir, was es zu beachten gibt! 


Selbstständigkeit
Geschäftsmodell anpassen in der Krise

15.04.2021

Patrick Stähler – international bekannter Experte für Geschäftsmodelle – gibt Tipps, wie auch Solo-Selbstständige und Kleinunternehmer*innen ihr Geschäftsmodell in der Krise anpassen können.

Geschäftsmodell kurzfristig auf Notlage anpassen

Wie relevant bist du?

Nachdem du dir eine Übersicht über deine Liquidität verschafft hast, solltest du dir die Frage stellen, ob dein Geschäftsmodell in diesen Krisenzeiten überhaupt (noch) relevant ist. 

Die Aufgabe lautet: Arbeite an der Relevanz deines Geschäftsmodells für deine Kund*innen.

Selbst wenn du vor einer Krise (wie z.B. Corona) ein super laufendes Geschäft hattet, musst du jetzt vielleicht feststellen, dass deine Leistung in diesen Zeiten doch nicht systemrelevant ist. Das ist bitter. Noch bitterer ist es, wenn ein gut laufendes Geschäft aus etwa gesundheitlichen Gründen verboten wird, wie z. B. der Betrieb von Restaurants. Man dachte, Essen sei relevant, aber plötzlich gehen die leckeren Sandwiches nicht mehr, da die Menschen nicht mehr ins Büro kommen und daher auch ihr Mittagessen nicht mehr bei euch kaufen können.

Die Corona-Krise hat gnadenlos gezeigt, welche Geschäftsmodelle systemrelevant sind. Euer Ziel in dieser Phase sollte sein, das eigene Geschäftsmodell (wieder) relevant zu machen – auch in diesen Zeiten.

Die Alternative wäre natürlich, nur die Schäden zu minimieren und einfach abzuwarten, bis wieder alles so sein wird, wie früher. Nur: Wird es das?

Hör dazu auch unseren KriseChance-Podcast:

Kannst du deine Kund*innen über neue Vertriebskanäle erreichen?

Wenn du glaubst, dass dein Unternehmen immer noch ein starkes Nutzenversprechen hat, dann überlege dir, ob du dir nicht neue Vertriebs- und Kommunikationskanäle aufbauen kannst.

Wenn dein Restaurant nicht mehr öffnen darf, kannst du überlegen, ob das Essen nicht auch anders zum Kunden kommen kann. So stellen viele Restaurants auf Lieferservice um oder öffnen einen Take-away.

Aber auch hier muss man realistisch bleiben. Ein Sterne-Restaurant wird vielleicht ein paar Gerichte pro Tag verkaufen, aber ob sich der Aufwand wirklich lohnt, ist fraglich. Um verderbliche Ware im Lager zu verwenden und um die Kundenbindung aufrechtzuerhalten, ist es trotzdem eine gute Idee.

Überlege dir, ob Online eine Option ist für dich ist. Vielleicht kannst du telefonisch Aufträge annehmen oder ein Take-away hochziehen? Auch persönliche Dienstleistungen, wie Coaching oder Unterricht, lassen sich über Onlinetools erbringen. Es ist eine Umstellung, aber es geht.

Welche Ressourcen oder Kompetenzen hast du, die in dieser Krise relevant sind und gebraucht werden?

Jetzt kann man sich darüber ärgern, dass man nicht mehr relevant ist, oder sich überlegen, was man kurzfristig mit seinen bestehenden Schlüsselkompetenzen und Ressourcen noch machen kann.

Der erste Schritt ist, dass du dir überlegst, welche Kompetenzen und Ressourcen du hast, die in dieser Situation gebraucht werden. So kann ein Betrieb, der edle Waschseifen herstellt, überlegen, ob er nicht Desinfektionsmittel herstellen kann, die eben auch pflegende Substanzen enthält. Dafür muss er aber Partner*innen finden, die ihn mit den richtigen Zutaten wie Alkohol beliefern. Der zweite Schritt ist dann, Kund*innen zu finden und die richtigen Vertriebswege aufzubauen, damit das Produkt an die neuen Kund*innen kommt.

So kann ein Ladenbauer, der sonst schicke Bekleidungsläden baut, Lebensmittelhändler*innen helfen, ihre Kassen schnell Corona-sicher zu machen. Die Fähigkeiten haben die Ladenbauer, aber es braucht eben auch Telefonakquise, um möglichst schnell an Aufträge zu kommen.

Akzeptieren muss man aber auch, dass die Margen in diesen systemrelevanten Geschäftsfeldern unter Umständen nicht dem entsprechen, was man im Luxussegment vorher verdient hat.

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Welche Kompetenzen musst du schnell aufbauen?

Viele der hier genannten Punkte, wie Onlineunterricht, brauchen neue Kompetenzen, die du aufbauen kannst. YouTube bietet für fast alles Anleitungen. Schau dir an, wie man ein perfektes Webinar gestaltet oder welche Hardware dafür gebraucht wird.

Nutze die ruhigere Zeit, um dich weiterzubilden.

Kannst du ganze Teams an andere Unternehmen verleihen?

Überlege dir, welche Unternehmen jetzt einen riesigen Bedarf nach Mitarbeiter*innen haben. Krankenhäuser müssen Schleusen einrichten, neue Betten und Isolationsabteilungen einrichten. Das können sie nicht mit ihren Mitarbeiter*innen alleine machen. Diese Unternehmen suchen händeringend gute Mitarbeiter*innen, die unter Stress und gut im Team arbeiten können.

Für diese Unternehmen ist es einfacher, ganze Teams von anderen Firmen einzustellen, als einzelne Mitarbeiter*innen zu rekrutieren, die sich nicht kennen. Überlege dir, an wen du dich und dein Team ausleihen kannst.

So wurden schon Teams von Messebauern, sprich denjenigen, die Stände auf Messen bauen und aufstellen, von Versandhändlern ausgeliehen, denn von diesen Menschen wissen sie, dass sie hart körperlich unter hohem Zeitdruck arbeiten können. Supermärkte suchen Logistiker*innen, die anpacken und mit einem Transporter Ware ausliefern können.

Ärzt*innen, die Vorsorgeuntersuchungen machen, dürfen diese heute nicht mehr durchführen. Du kannst mit deiner gesamten Mannschaft Aufgaben in überlasteten Bereichen des Gesundheitswesens übernehmen.

Vergiss deinen Unternehmensgeist und deine Werte nicht

Trotz der Krise: Mach dich nicht verrückt und glaub an deine Werte. Nutze die Situation nicht aus und werde nicht zu Wucherern, die vollkommen überteuert Masken verkaufen. Die Zeiten sind kurzfristig hart und du musst sie überstehen, aber danach kommt wieder ein normales Leben.

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An deinem Geschäftsmodell für später arbeiten

Wenn du genügend Puffer hast, solltest du auch an deinem Geschäftsmodell arbeiten, um es noch besser zu machen und zu schärfen, sprich relevanter für deine Kund*innen zu werden. 

Mit dem Geschäftsmodell-Online-Tool der FIRMENHILFE kannst du auf schnelle und übersichtliche Weise dein Geschäftsmodell beschreiben, überdenken oder auch ganz neue Geschäftsideen entwickeln. Ordne hier deine Gedanken mit unserer Geschäftsmodell-Canvas.

Notwendiges jetzt durchführen, wenn die Zeit da ist

Kurzfristig kannst du aber Dinge, die du so oder so in den nächsten Monaten machen wolltest oder schon lange aufgeschoben hast, jetzt umsetzen. Jetzt hast du Zeit. Streich deine Praxisräume neu. Wenn du noch Geld hast, kannst du auch eine*n Maler*in beauftragen, sodass du unter Anleitung professionell eure Räume renovierst. So schaffst du Arbeit für einen Maler und du lernst unter Aufsicht, deine Räume professionell zu streichen. Mach dies natürlich mit der gebotenen Distanz.

Frage dich, was du noch alles machen wolltest: Eine neue Webseite? Einen Blog starten? Videotutorials produzieren? Neue Produkte entwickeln, für die du bisher keine Zeit hattest?

Du merkst, in der Krise liegt auch eine Chance. In diesem Sinne.

Dr. oec. Patrick Stähler

Schnell-Check: Mein Business besser machen

Welche Ideen helfen mir, mein Unternehmen weiterzuentwickeln?
In zwei Minuten (16 Fragen) weißt du mehr!

Podcast-Tipp:

Wenn du dich jetzt fragst „'Schnell-Check', brauche ich das?“, dann ist diese Podcast-Folge genau das richtige für dich! Denn Vanessa Klein, Projektleiterin der FIRMENHILFE, bespricht mit Marco, wie du herausfindest, was du an deinem Business weiterentwickeln solltest und musst. Außerdem erklärt sie dir, wie genau der „Schnell-Check“ funktioniert und was du daraus mitnehmen kannst. 


Genau um diese Chance in der Krise geht es auch in der KriseChance-Folge mit Dr. Jan Evers und Susanne Schreck. Sie sprechen über den Inhalt ihres Buchs “Erfolgreich als Unternehmer für Dummies”, in dem sie hilfreiche Tipps und Tricks für Unternehmer*innen zusammengefasst haben - und zwar einfach, verständlich und anwendbar. Sie möchten dazu beitragen, dass Unternehmertum Spaß macht und niemand daran in Krisenzeiten persönlich kaputtgeht. Hör rein!   

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bhp