Das eigene Arbeitszimmer als Betriebsausgabe absetzen? Wir zeigen dir, was es zu beachten gibt! 


Steigende Energiekosten
Das können Unternehmer*innen jetzt tun

03.01.2023

Viele Unternehmen und Selbstständige sind durch explodierende Energiekosten unter Druck. Einige fürchten sogar um ihre wirtschaftliche Existenz. Aber es gibt mehr Möglichkeiten, als du vielleicht denkst, um die Betriebsausgaben für Energie zu senken. 

Wir haben aufgeschrieben, wie du im Unternehmen Energie sparen kannst, was zu tun ist, wenn du Schulden beim Energieversorger hast und welche staatlichen Hilfen es für Selbstständige gibt.

Wieso steigen die Energiekosten?

Der Krieg Russlands gegen die Ukraine und die ausbleibenden Gaslieferungen aus Russland sind die Hauptursache dafür, dass die Beschaffungskosten für Erdgas stark angestiegen sind. Diese Verknappung führt zu einer höheren Nachfrage nach alternativen Energieträgern, sodass sich Energie insgesamt verteuert hat. Zum Teil handelt es sich dabei aber wohl auch um Mitnahmeeffekte – Ölmultis, Gaskonzerne und Stromerzeuger freuen sich derzeit über Traumgewinne.

Welche Branchen sind besonders betroffen?

Ausnahmslos alle privaten Haushalte und Unternehmen bekommen derzeit die explodierenden Kosten für Strom, Gas und Fernwärme zu spüren. Aber natürlich sind energieintensive Branchen und Geschäfte noch stärker betroffen als alle anderen. Das sind insbesondere die Industriebranchen Stahl, Chemie, Papier, Glas und Zement, aber auch der Handel und die Gastronomie – und damit ausgerechnet viele kleinere Betriebe, die schon unter den coronabedingten Einschränkungen am meisten gelitten haben. Viele von ihnen haben ihre Reserven längst aufgebraucht und fragen sich jetzt, wie sie die hohen Energiepreise schultern sollen. 

Die gestiegenen Kosten für Energie an die Kundschaft weitergeben? Das ist schwierig, denn auch die Verbraucher*innen müssen ihr Geld zusammenhalten und leiden unter der Inflation. Trotzdem solltest du deine Finanzplanung überdenken und einen angepassten Stundensatz berechnen, der deine tatsächlichen Betriebskosten berücksichtigt. Erste Restaurants und Hotel sind zum Beispiel schon dazu übergegangen, von ihren Gästen eine Energiepauschale zu verlangen. Es hängt allerdings stark von deiner Zielgruppe, deinem Geschäftsmodell und deiner Positionierung ab, ob du tatsächlich erhöhte Preise auf dem Markt durchsetzen kannst. Einfach wird das in der gegenwärtigen Situation sicherlich nicht. 

Aber die gute Nachricht ist: In so gut wie jedem Unternehmen lässt sich der Energieverbrauch schon durch einfache Maßnahmen senken. Wie, das erfährst du hier.

Wie werden die Energiekosten im Unternehmen berechnet?

Wusstest du, dass bis zu 40 Prozent des Stromverbrauchs in Geschäftsräumen für die Beleuchtung draufgehen? Weitere große Energiefresser sind Produktion (Maschinen) und Heizung. 

Wie sieht es in deinem Betrieb aus? Wie viel Geld gibst du fürs Tanken aus? Wie hoch ist der Anteil der Heizkosten an den Betriebsausgaben? Und wann hast du das letzte Mal einen Preisvergleich gemacht und deinen Stromtarif überprüft? Es lohnt sich, sich zunächst einen Überblick darüber zu verschaffen, wie viel Energie du wo in deinem Unternehmen verbrauchst und wie viel du dafür zahlst.

Als Geschäftskund*in kannst du unter Umständen Gewerbestrom beziehen. Dafür werden weniger Netzentgelte, Steuern und Umlagen fällig, weshalb du in den Genuss günstigerer Tarifkonditionen kommst. 

Um den besten Tarif für dein Unternehmen zu ermitteln, kannst du Vergleichsportale oder Tarifrechner für Gewerbestrom auf den Websites der Anbieter nutzen. Deine Stromkosten berechnest du, indem du ganz einfach deinen Stromverbrauch (in Kilowattstunden – kWh) mit dem Strompreis des jeweiligen Anbieters multiplizierst.

Spannend kann es sein, deine durchschnittlichen Energiekosten mit den Durchschnittswerten deiner Wettbewerber zu vergleichen. Im Internet findest du Auflistungen von Vergleichswerten für verschiedene Unternehmensarten. So kannst du prüfen, ob deine Kosten im Rahmen sind oder womöglich deutlich über dem Durchschnitt liegen. Denke aber daran, dass die veröffentlichten Durchschnittswerte größtenteils noch nicht die Preissteigerungen der letzten Monate berücksichtigen. Ziehe deshalb lieber deine Abrechnungen aus dem letzten Jahr heran. 

Um deine Energiekosten im Detail zu erfassen und auch deren Entwicklung über die Zeit zu beobachten, kannst du das kostenlose E-Tool der Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz nutzen. Es hilft dir auch, den CO₂-Ausstoß deines Betriebs zu ermitteln.

Wie kann ich im Unternehmen Energie sparen?

Wir stellen dir im Folgenden verschiedene Maßnahmen vor, die dir dabei helfen können, den Energieverbrauch in deinem Unternehmen zu drosseln. Denk immer daran: Kleinvieh macht auch Mist. Und gut für die Umwelt ist es noch dazu.

Kurzfristige Maßnahmen

Mit diesen einfachen Maßnahmen kannst du schon heute den Energieverbrauch in deinem Unternehmen senken: 

  • Richtig lüften: Regelmäßiges, kurzes Stoßlüften bei weit geöffneten Fenstern ist besser als eine Dauerlüftung mit gekippten Fenstern. An kalten Tagen solltet ihr während des Lüftens die Heizung runterdrehen.
  • Richtig heizen: Während der Nacht und in arbeitsfreien Zeiten sollte die Temperatur gesenkt werden. Räume, die nicht benutzt werden, müssen nicht beheizt werden. Moderne Heizungsanlagen ermöglichen eine zentral gesteuerte Absenkung der Raumtemperatur. Bei kleinen Büros kannst du die Heizung zum Feierabend aber auch einfach von Hand abdrehen.
    Außerdem lohnt es sich, für jeden Raum ein Thermometer anzuschaffen, um zu messen, wie kalt oder warm es wirklich ist. Häufig unterschätzen wir nämlich die Raumtemperatur, vor allem, wenn wir am Schreibtisch sitzen. Die Empfehlung für Büros liegt bei 19 °C. Gegen Frösteln hilft es manchmal schon, sich zwischendurch zu bewegen: Beim Telefonieren aufstehen und durchs Zimmer gehen, bringt den Kreislauf in Schwung und sorgt zugleich für mehr Konzentration.
  • Richtig ausschalten: Alle Geräte, die nicht benutzt werden, sollten ausgeschaltet werden, denn auch im Stand-by-Betrieb wird Strom verbraucht. Das gilt nicht nur für Drucker, Monitore und Computer, sondern auch für die Geräte in der Teeküche (Mikrowelle, Kaffeemaschine etc.). Mach es dir zur Gewohnheit, zum Feierabend eine kurze Runde zu machen und zu prüfen, ob wirklich alle Geräte und Lampen ausgeschaltet sind.
  • Richtig abdichten: Häufig heizen wir buchstäblich zum Fenster heraus. Mit simplen Dichtungsbändern, Dichtprofilen und Bürstendichtungen kannst du Fenster und Türen abdichten. Die Kälte bleibt draußen, die Wärme drinnen.

Mittelfristige Maßnahmen

Diese Maßnahmen brauchen etwas Vorlauf, können aber innerhalb von wenigen Tagen oder Wochen umgesetzt werden.

  • Beratung einholen: Erkundige dich nach Energieberatungen für Geschäftsräume in deiner Stadt. Die Fachleute bestimmen individuelle Energiesparpotenziale und helfen dir bei der Umsetzung der Maßnahmen. Der Staat fördert diese Angebote über die „Bundesförderung der Energieberatung für Nichtwohngebäude, Anlagen und Systeme”.
  • Hydraulischer Abgleich: Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, einen Termin für einen hydraulischen Abgleich der Heizung zu buchen. Die Kosten für diese Leistung hast du schnell wieder drin, denn eine perfekt eingestellte Heizungsanlage spart bis zu 15 Prozent Energie und verteilt die Wärme gleichmäßig auf alle Heizkörper.
  • Beleuchtung auf LED umstellen: Der Einsatz von LED oder Leuchten mit guter Lichtlenkung für Arbeitsplätze oder Außenbereiche verbraucht deutlich weniger Energie. Bewegungsmelder, Helligkeitssensoren und eine optimierte Tageslichtnutzung bewirken weitere Einsparungen.
  • Stromfresser identifizieren: Mit einfachen Strommessgeräten kannst du den Verbrauch deiner elektronischen Geräte messen. Vor allem ältere Apparate können sich als wahre Stromfresser herausstellen. Oft rentiert es sich, ein noch funktionsfähiges, aber energieschluckendes Gerät gegen eine neues, energieeffizientes auszutauschen. Bei Neuanschaffungen sollte die Energieeffizienzklasse (EU-Energielabel) ohnehin immer eine Rolle spielen. 
  • Geschäftszeiten reduzieren: Einige Unternehmen haben schon damit begonnen, ihre Geschäfte zurückzufahren oder ihre Öffnungszeiten einzuschränken. Prüfe, ob das in deinem Betrieb eine Lösung ist. Denke aber daran, dass damit häufig eine verminderte Wertschöpfung verbunden ist.

Langfristige Maßnahmen

Mit diesen Maßnahmen kannst du auf lange Sicht die Energiekosten in deinem Unternehmen senken:

  • Automatische Verbrauchssteuerung: Mithilfe der Mess-, Steuer- und Regelungstechnik (MSR) können Prozesse im Gebäude und in den Anlagen automatisiert, gezielt gesteuert, kontrolliert und optimiert werden. Das BMWK fördert den Erwerb und die Installation von Mess-, Steuer- und Regelungstechnik, Sensorik zum Monitoring und der effizienten Regelung  von Energie- und Materialströmen mit der „Bundesförderung für Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft“.
  • Energieeffiziente Gebäudesanierung: Du kannst mit verschiedenen Sanierungsmaßnahmen die Betriebskosten senken, etwa durch eine neue Gebäudedämmung, neue Fenster, den Einbau einer effektiven Lüftungsanlage, einer Photovoltaikanlage oder einer Solarthermie-Anlage. Häufig gibt es dafür staatliche Zuschüsse. 

Übrigens: Du solltest jetzt natürlich nicht nur bei den Energiekosten sparen, sondern deine gesamten Ausgaben auf den Prüfstand stellen. Noch mehr Spar-Tipps für Selbstständige enthält unser Artikel Wie reduziere ich meine Kosten?, den wir während der Corona-Krise geschrieben haben, der aber auch in der Energiekrise weiterhilft. 

 

In Folge 48 unseres KriseChance-Podcasts sprechen wir mit Jan Rokahr von der Handwerkskammer Hamburg. Er unterstützt Betriebe, die das webbasierten E-Tool nutzen und gibt wertvolle Tipps, wie Betriebe Energiesparen können.

Bekommt mein Unternehmen staatliche Unterstützung bei den Energiekosten?

Die Bundesregierung hat erkannt, wie sehr die Energiepreissteigerungen die Unternehmen und Selbstständigen belasten. Um sie zu unterstützen, werden zusätzlich zu den vorhandenen Hilfen weitere Maßnahmen auf den Weg gebracht. Hier präsentieren wir dir eine Auswahl:

  • Um die explodierenden Energiekosten für Verbraucher*innen und Unternehmen abzufedern, hat die Bundesregierung eine Strom- und Gaspreisbremse beschlossen. Sie ist seit dem 1. März 2023 wirksam und gilt rückwirkend auch für die Monate Januar und Februar 2023. Private Haushalte und Unternehmen, die unter 30.000 Kilowattstunden Strom im Jahr verbrauchen, erhalten 80 Prozent ihres Vorjahresverbrauchs zum gedeckelten Bruttopreis von 40 Cent je Kilowattstunde Strom. Kund*innen mit einem Gasverbrauch von weniger als 1,5 Millionen Kilowattstunden im Jahr erhalten 80 Prozent ihres Vorjahresverbrauchs zum gedeckelten Preis von 12 Cent pro Kilowattstunde Gas (bzw. 9,5 Cent pro Kilowattstunde für Fernwärme). Die Differenz zwischen dem gedeckelten und dem vom Energieversorger angesetzten Preis übernimmt der Staat. Für jede Kilowattstunde, die über den 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs liegt, müssen die Kund*innen den vollen Preis bezahlen. Energiesparen lohnt sich also weiterhin: Wer es schafft, mindestens 20 Prozent Energie einzusparen, kann den Energiepreisen relativ entspannt beim Steigen zusehen. Die Entlastung der Verbraucher*innen und kleineren Unternehmen läuft über das gesamte Jahr 2023, eine Verlängerung bis zum April 2024 ist vorgesehen.
  • Das Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) fördert die Kosten für eine fachliche Energieberatung. 80 Prozent der Kosten werden übernommen, der Höchstzuschuss liegt bei 6.000 Euro (kleine Unternehmen, die weniger als 10.000 Euro Energiekosten haben, können höchstens einen Zuschuss von 1200 Euro bekommen).
    Über die Energieeffizienz-Expertenliste findest du qualifizierte Fachleute in deiner Nähe. Sie beraten dich unter anderem zu den Themen Heizung, Dämmung, Sanierung und Umbau und rechnen für dich aus, wie viel Energie (-kosten) du durch welche Maßnahmen einsparen kannst. Außerdem wissen sie, welche Fördermittel des Bundes du beantragen kannst, und helfen dir bei der Umsetzung. 
  • Gemeinsam mit dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag und dem Zentralverband des Deutschen Handwerks unterstützt der Bund kleine und mittelständische Unternehmen beim Umbau ihrer Energieversorgung. Die Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz bietet Unterstützung vor allem in Form von Informationen und Qualifizierungen zum Thema Energieeffizienz und vermittelt Ansprechpersonen direkt bei dir vor Ort, die dir helfen, Energie zu sparen. 
  • Das BMWK-Programm Bundesförderung für Energieeffizienz in der Wirtschaft fördert Unternehmen, Freiberufler*innen und kommunale Betriebe, die in neue, energieeffiziente Technologien investieren möchten. Du hast die Wahl zwischen einem Zuschuss der Kosten, den du beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) beantragen kannst, und einem zinsverbilligten Kredit mit Teilschulderlass (Tilgungszuschuss), der über die KfW ausgereicht wird. Je nach Maßnahme und Größe deines Unternehmens können bis zu 55 Prozent der Kosten übernommen werden.
  • Das Energiekostendämpfungsprogramm (EKPD) wurde bis Ende 2022 verlängert. Es sah Zuschüsse zu gestiegenen Erdgas- und Strompreisen für besonders von den Preissteigerungen betroffene Unternehmen vor. Das EKPD ist in den Maßnahmen für eine Gas- und Strompreisbremse (siehe oben) aufgegangen.

Was kann ich tun, wenn ich Schulden beim Energieversorger habe?

Wenn du deine Strom- oder Heizkosten nicht mehr bezahlen kannst, solltest du aktiv werden. Denn im schlimmsten Fall kann dir der Strom oder die Heizung abgestellt werden. Auch das Thema Insolvenz steht bei Schulden schnell im Raum. 

Das kannst du tun:

  • Bitte deinem Versorger die monatlichen Abschlagszahlungen zu reduzieren
  • Biete Ratenzahlungen an. 
  • Bitte um eine Stundung der Zahlungen. 

Erkläre deine Situation und kommuniziere ehrlich und transparent. Im Grunde sollte dein Energieversorger wissen, welche verheerenden Folgen eine Sperre für dein Geschäft haben würde: Du hättest dann nämlich gar keine Chance mehr, Einnahmen zu generieren und deine Schulden zu begleichen.

Wenn es sich um private Schulden handelt (für die Versorgung deiner Wohnung) kannst du evtl. Wohngeld beantragen (ab dem 1. Januar gelten neue Regeln und der Kreis der Wohngeldberechtigten wird ausgeweitet) oder dein Einkommen mit ALG 2 aufstocken. ALG-2-Empfänger*innen können unter bestimmten Bedingungen vom Jobcenter ein Darlehen bekommen, um ihre Energieschulden zu begleichen.

Wichtig ist, dass du nicht einfach abwartest, sondern zügig tätig wirst. Verschiedene Anlaufstellen (etwa die zuständigen Kammern oder die Schuldnerberatungen) können dich unterstützen. Wenn du aus Hamburg bist, kannst du unter der Telefonnummer 040-432 169 49 unsere kostenlose Firmenhilfe-Hotline anrufen und mit unseren Berater*innen persönlich besprechen, wie du in deiner Situation am besten vorgehst.

Fazit und Ausblick

Die steigenden Energiepreise stellen viele Betriebe und Selbstständige vor existenzielle Probleme. Schon mehrere Unternehmen mussten sogar Insolvenz anmelden. 

Du hast Schulden und denkst über eine Insolvenz nach? Für Hamburger Selbstständige und kleine Unternehmen in der Krise ist das kostenfreie InStart-Programm da. Jetzt anrufen oder Termin vereinbaren.

Zum Glück gibt es einiges, was du tun kannst, um den Energieverbrauch und die Energiekosten in deinem Unternehmen zu senken. Angefangen beim richtigen Heizen und Lüften über den Einsatz energiesparender Leuchtmittel und Geräte bis hin zu einer energieeffizienten Sanierung deiner Geschäftsräume. Zudem gibt es eine Reihe von staatlichen Unterstützungsprogrammen, wie die Strom- und Gaspreisbremse, von denen du als Unternehmer*in profitieren kannst. 

Informier dich und fang gleich heute mit dem Energiesparen an. Das ist nicht nur gut fürs Portemonnaie, sondern auch ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz.

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bhp